OSTEOPATHIE BEI KINDERN
Osteopathie im Allgemeinen
Die Osteopathie ist Ende des 19. Jahrhunderts in Amerika entstanden. Andrew Tayler Still, ein amerikanischer Arzt, entwickelte die Osteopathie. Sie ist eine manuelle Behandlungsweise, bei der nach den Ursachen der Beschwerden gesucht wird. Der Osteopath behandelt und untersucht immer mit seinen Händen. Osteopathie ist eine komplementäre Behandlungsweise. Der Körper des Menschen ist eine Einheit aus Bewegung und Funktion, in der alle verschiedenen Systeme im Gleichgewicht sein müssen.
Ein Körper, der in Balance ist, kann dieses Gleichgewicht selber aufrechterhalten. Durch ein Trauma, durch falsche Ernährung oder Stress kann das Gleichgewicht gestört werden, sodass der Körper Hilfe braucht, um dies wiederherzustellen.
Der Osteopath sucht nach Bewegungsverlusten im Körper, die dafür verantwortlich sind, dass sich der Körper nicht selbst regeneriert. Durch Behandeln dieser Bewegungsverluste bekommt der Körper sein selbstheilendes Vermögen zurück und kommt wieder ins Gleichgewicht. Dadurch werden die Beschwerden geringer oder verschwinden sogar völlig.
Beschwerden, die ein Osteopath erfolgreich behandeln kann, können sehr verschieden sein: Kopfschmerzen, Migräne, chronische Rückenschmerzen, Beschwerden im Bauchbereich, Beschwerden im Becken- vor, während und nach der Schwangerschaft, Schleudertrauma, Ermüdungsbeschwerden, Beschwerden in Armen und Beinen, Restless-Legs etc.
Osteopathie bei Kindern
Gesundheitliche Probleme bei Kindern erfordern ein spezielles Herangehen, sowohl innerhalb der klassischen Medizin als auch in der Osteopathie. Ein Kind ist “kein kleiner Erwachsener”. Es sind viele Aspekte in der Behandlung vom Kind anders als bei einem Erwachsenen. Kinder befinden sich noch in der Entwicklung, sowohl mental als auch physisch. Jede Phase einer Entwicklung erfordert ein spezifisches Herangehen, jede Entwicklung hat ihre eigene Merkmale und spezielle Kindererkrankungen.
Ein Baby ist anders als ein Kleinkind und ein Kleinkind ist wiederum anders als ein Kind in der Adoleszenz. Wenn ein Problem in den Facetten der Entwicklung auftritt, kann dies Folgen für die gesamte spätere Entwicklung eines Kindes haben.
Jedes Kind erfordert auch eine eigene, spezifische Annäherung. Während einer osteopathischen Behandlung wird von dem Kind entschieden, auf welche Art es sich behandeln lassen will. Es liegt dann am Osteopathen, auf eine kreative Weise dem Kind zu folgen und es zu behandeln. Die Kinder erfahren die Behandlung im Allgemeinen als angenehm, weil der Osteopath mit sanften Mobilisations- und Manipulationstechniken an ihm arbeitet.
Hin und wieder weinen Kinder während der Therapie und andere schlafen ein. Dies liegt daran, dass das Kind darauf reagiert, wenn Reize zum Gehirn durch die Entspannung vom Bindegewebe sich ändern. Womit kommen Kinder zum Osteopathen?
Die häufigsten Beschwerden, mit denen Kinder zum Osteopathen gebracht werden sind: Heulen, Obstipation, Lieblingsseite, Abflachung vom Schädel, Ohr- und Nebenhöhlenentzündung, ADHS, ADD, Kopfschmerzen, Bauchschmerzen, Dysleksie, Dyskalkulie, Lernprobleme, Konzentrationsprobleme, Skoliose, Hüftbeschwerden, Wachstumsschmerzen, Schlafprobleme, Rückenschmerzen, Gelenkbeschwerden, usw. Auch Kindern mit körperlichen, geistigen oder mehrfachen Handicaps und Kindern, die gerade operiert worden sind, kann durch osteopathische Behandlung geholfen werden. Weil das Selbstheilungsvermögen wieder ins Gleichgewicht gebracht wird, kann nicht nur die motorische und die geistige Entwicklung, sondern auch die emotionale Entwicklung vom Kind stimuliert werden.
Hier einige Beispiele:
Heulbabys, unruhige Babys
Aufgrund der sanften Techniken ist Osteopathie bestens für die Behandlung von Babys geeignet. Während der Schwangerschaft oder während der Geburt kann eine Bewegungseinschränkung im Schädel entstehen, oder es entstehen Blockaden im Nacken- oder im Rückenbereich. Durch diese Blockaden kann ein Baby sich unruhig verhalten. Das Baby fühlt sich nicht wohl in seiner Haut und wird dadurch viel weinen.
Auch ist es möglich, dass das Darmsystem zu viel oder gerade zu wenig Reize bekommt, z. B. dadurch, dass ein Nerv, der unter anderem die Gedärme ansteuert, durch eine Blockade im Schädelbereich irritiert wird. Hierdurch entstehen Darmkrämpfe, Gasbildung, Obstipation und Reflux. Durch leichte Mobilisation der Schädelbasis wird die Irritation vom Nerv weggenommen und er funktioniert dadurch wieder besser.
Ein andere Nerv läuft in Richtung Halsgebiet aus der Schädelbasis heraus. Dieser Nerv ist zuständig für die Koordination des Schluckens. Auch hier können Probleme entstehen, welche mit den Techniken der Osteopathie aufgehoben werden können. Babys mit einer einseitigen Vorliebe oder mit einer Asymmetrie des Schädels Eine bevorzugte Lage kann zu einer Abflachung des Schädels führen, aber anders herum kann eine Asymmetrie vom Schädel zu einer bevorzugten Seite führen. Bewegungsverluste zwischen den verschiedenen Schädelknochen können zu einer Asymmetrie des Schädels führen, zu einer bevorzugten Lage und zur Unruhe des Babys. Obstipation und Refluxbeschwerden können entstehen. Die Beweglichkeit von Nacken und der Wirbelsäule passt sich an die Beweglichkeit des Schädels an. Viele von den oben bereits erwähnten Beschwerden werden auch als Kiss-Syndrom bezeichnet.
Die Untersuchung und Behandlung eines Babys kann auf dem Behandlungstisch oder auf dem Schoss der Mutter stattfinden. Der Osteopath fängt meistens auf Höhe der Füße oder des Beckens an, um dann langsam über den Bauch, über Brust und Rücken zum Kopf zu gehen. Dieser Ablauf ist wichtig, um eine vollständige Untersuchung durchführen zu können, aber auch, um dem Baby die Möglichkeit zu geben, sich an den Osteopath und seine Berührungen zu gewöhnen. Bewegungseinschränkungen werden mit sanften Techniken befreit.
Ohr- und Nebenhöhlenentzündungen
Dass Ohrenentzündungen immer wieder auftreten, kann damit zu tun haben, dass eine eingeschränkte Drainage vom Mittelohr über die Röhre von Eustachius stattfindet. Diese Röhre kann in ihrer Funktion eingeschränkt werden, wenn die Schädelknochen, durch die die Röhre läuft, weniger mobil sind. Entzündungen der Nebenhöhlen sind oft ein Zeichen dafür, dass der Kopfprobleme mit der Drainage hat, was zu einer Infektion der Hals- und Luftwege führen kann. Diese Beschwerden kann man behandeln, durch die Mobilisation des Gesichtsbereichs und das Stimulieren vom Immunsystem.
ADHS, ADD und Verhaltensprobleme
Bei Kindern mit ADHS, ADD und anderen Verhaltensproblemen ist die Menge an Reizen, die sie erhalten, oft ein großes Problem. Diese Kinder haben Schwierigkeiten diese Reize auf eine richtige Art und Weise zu verarbeiten und verhältnisgemäß darauf zu reagieren. Wenn sich im Körper Blockaden befinden, zum Beispiel im Schädel, im Rücken oder in den Organen, kommen noch weitere Reize dazu. Durch eine Wegnahme dieser Blockaden, verschwindet ein Teil der Reize und es entsteht eine bessere Balance. Wenn der Osteopath dafür sorgt, dass der Schädel eine optimale Mobilität erhält, erreicht er einen positiven Einfluss auf die Durchblutung vom Gehirn, wodurch ein Kind mehr Ruhe erfahren wird. Bei autistischen Kindern kann zwanghaftes Verhalten abnehmen oder sogar verschwinden.
Dyslexie, Dyskalkulie und andere Lernprobleme
Es ist von großer Wichtigkeit gut funktionierende Sinnesorgane zu haben, um gut lesen, schreiben und rechnen zu können und die Reize auf eine richtige Art und Weise zu verarbeiten. Nur dann wird das Gehirn richtig trainiert. Schon während der Schwangerschaft, der Geburt oder danach können Blockaden im Schädelbereich entstehen. Blockaden in der Wirbelsäule oder in anderen Bereichen des Körpers, können die Entwicklung des Gehirns und/ oder die Kommunikation zwischen den verschiedenen Gehirnbereichen stören. Durch eine Osteopathische Behandlung, welche gezielt auf die Augenmotorik auf das Gleichgewicht, die Wirbelsäule oder auf den Kopf ausgeübt wird, können diese Blockaden beseitigt werden, wodurch die Entwicklung des Kindes so optimal wie möglich verlaufen kann.
Bauchbeschwerden
Viele Kinder haben Bauchbeschwerden und/oder Schwierigkeiten mit dem Stuhlgang. Eine richtige Funktion der Bauchorgane ist von verschiedenen Faktoren abhängig von einer guten Mobilität, einer guten Durchblutung und einer richtigen Ansteuerung der Organe durch das Nervensystem, welches aus dem Rücken und Schädel hervorgeht. Ein Osteopath kann in alle diese Facetten eingreifen und somit kann die Ursache des jeweiligen Problems behandeln.
Rückenbeschwerden
Sowohl bei Erwachsenen als auch bei Kindern gibt es oftmals Rückenprobleme. Ein Kind, das über seinen Rücken klagt, muss immer ernst genommen werden, da der Rücken noch in der vollen Entwicklung steckt. Durch Rückenbeschwerden können Spätfolgen in Form von anderen Beschwerden hervorgerufen werden, welche dann wiederum Einfluss auf die weitere Entwicklung des Kindes haben. Der Rücken wird unter anderem durch die Mobilität der Beine, des Beckens und aller Organe, welche einen direkten Zusammenhang mit dem Rücken haben, beeinflusst. Auch der Schädel hat Einfluss auf die Entwicklung vom Rücken und kann Rückenbeschwerden verursachen. Ein Osteopath wird den ganzen Körper untersuchen, um die Ursache der Beschwerden zu finden und dort behandeln, wo es nötig ist. Wenn die Ursache verschwunden ist, kann der Körper sein Gleichgewicht wieder zurück gewinnen und die Beschwerden werden abklingen.
Kniebeschwerden
Die Knie werden viel belastet. Durch Verletzungen an den Füßen, den Sprunggelenken, dem Becken oder dem Rücken kann eine Positionsveränderung auftreten, die zu einer Distorsion (Verstauchung/ Zerrung) vom Knie führen kann. Eine Verhärtung vom Schienbein oder Wadenbein, welche zum Beispiel durch ein Trauma entstanden ist, führt zu einem Verlust der Stoßdämpfung, wodurch das Knie extra belastet wird. Zudem kann durch einen Bewegungsverlust im Unterbauch ein Druck auf die Blutgefäße entstehen, dadurch wird das Bindegewebe weniger durchblutet und ist somit für Verletzungen anfällig. Bei der Behandlung der Kniebeschwerden können sämtliche andere Bereiche mobilisiert werden (z.B. der Rücken, das Becken, der Fuß, der Unterschenkel oder die Organe im Bauchbereich). Der Grund einer solchen Behandlung ist, dass man die Durchblutung verbessert oder die Position von Rücken oder Knie.